11 Fragen an: Lisa Mattes von Rohtopia

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Eines der Hauptanliegen des Rohkost 1x1 ist es, rohkostinteressierten Menschen mit Inspiration und Motivation auf ihrem Weg zur Seite zu stehen. Wenn ich eine Veränderung erreichen möchte, finde ich nichts inspirierender als von jemandem zu hören, der schon dort ist, wo ich hin will. Erfahrungen und Ratschläge aus erster Hand sind ungeheuer wertvoll und meiner Meinung nach durch keinen 500-seitigen Theorie-Wälzer zu ersetzen.

Heute habe ich die besondere Ehre, die einzigartige Lisa Mattes von Rohtopia, einem der spannendsten Rohkost-Blogs überhaupt, zu Gast zu haben und sie den bohrenden 11 Fragen des Rohkost 1x1 unterziehen zu dürfen.
Lisa gehört zu den absoluten Vorreitern in der Rohkostszene - pass also auf, dass Dir kein Geheimtipp entgeht. ;)

Liebe Lisa, vielen Dank, dass Du Dich bereit erklärt hast, den Rohkost 1x1 Lesern einen Einblick in Deinen rohköstlichen Werdegang zu geben. Legen wir gleich los! Wie bist Du zur Rohkost gekommen? Und wie lange bist Du bereits auf diesem Weg?

Lieber Robert, vielen Dank, dass Du mich eingeladen hast!
Ich war davor immer schon ein “Beilagenesser”, am liebsten Suppe, Salat und Dessert - Fleischgerichte interessierte mich selten. Rohkost als Ernährungsform entdeckte ich das erste Mal 2001 als ich im Internet nach Rezepten zum Abnehmen suchte und auf www.shazzie.com stieß. Sie begann damals ihre Rohkost-Reise und schrieb darüber ein Online Tagebuch. Ich integrierte mehr Obst und Salat in meine Ernährung, naschte aber weiterhin Diätjoghurts, “fettfreie” Gummibären und literweise Cola Light - ohne Zucker musste das doch gut sein, oder?

 

Einige Jahre später entwickelte mein Körper Allergien - juckende, heisse Hautauschläge als Reaktion auf...?
Kein Test konnte wirklich herausfinden woran es lag. Ich war der Meinung, es müssten Milchprodukte oder Gluten sein, und elimierte diese aus meiner Ernährung, aber die Ausschläge kamen immer wieder.

 

2007 wurden sie dann so stark dass ich teilweise nicht in die Arbeit konnte. Der Arzt verschrieb Prednisone, ein Kortison-Steroid Medikament. Ein Jahr später kam ich drauf, dass diese Medikamente nur die Symptome unterdrücken, aber nie irgendetwas heilen - stattdessen wiederholen sich Anfälle immer öfter und stärker.

 

Als ich das herausfand, warf ich die Tabletten weg und machte nach etwas Recherche eine 35 Tage Saftkur. Ich wollte es zumindest probiert haben, und meinem Körper die Gelegenheit geben, alle Schlacken, Altlasten, Medikamenten-Reste und Gifte loszuwerden. Unterstützend verwendete ich auch Hydro-Colon-Therapie und kann mit Freuden berichten, dass ich seither nie wieder Ausschläge hatte.

 

Was ich aber auch noch dazu sagen möchte ist, dass ich auch eine sehr ungesunde Beziehung beendete - und die meiner Meinung nach 100% mitspielte - man kann nie komplett gesund sein, wenn sich nicht auch der Geist wohl fühlt. Während der Saftkur entdeckte ich dann mein erstes Rohkostbuch, Matthew Kenney’s Everyday Raw. Die Rezepte darin waren so toll, dass ich nach der Kur schnell kreativ wurde, weiterexperimentierte und mich monatelang 100% roh ernährte.

 

Denkst Du, es ist effektiver, seine Ernährung radikal von einem auf den anderen Tag umzustellen? Oder lieber langsam und allmählich?

Jede/r ist anders, für den Großteil der Menschen würde ich aber eine langsame Annäherung empfehlen. Du fängst ja beim Laufen auch nicht mit einem Marathon an. Unsere Körper lieben Gleichmäßigkeit und Gewohnheit. Änderungen, Umstellungen mögen sie nicht. Wenn man es schrittweise angeht, hat man meist mehr Erfolg als mit der Hau-Ruck-Methode.

 

Was auch hilfreich ist, ist wenn Du Deine Aufmerksamkeit darauf lenkst, Gesundes hinzuzufügen, anstatt nur mit Schrecken zu sehen was Du alles nicht mehr “darfst”. Du darfst weiterhin alles! Es ist nur die Frage ob Du das alles auch noch willst! Manchmal, ja. Dann mach Dich deswegen aber nicht gleich fix und fertig, sondern lass es zu.

 

Wie hat Dein Umfeld auf Deine Ernährungsänderung reagiert? Haben Dich Deine Freunde und Familie unterstützt oder standen sie dem Ganzen eher skeptisch gegenüber?

Da ich zur Zeit der Saftkur und der Rohkost danach nicht mehr in Österreich lebte, bekamen viele nicht so viel davon mit. Meine Mutter hat erfreulicherweise Interesse und ist offen, Neues zu probieren. Sie mixt sich auch immer wieder Smoothies mit “Unkraut” aus ihrem Garten.

 

Hin und wieder gibt es ja diese Momente, in denen man absolut keine Motivation zur Rohkost hat und ein Tal durchschreitet – wenn sich die ganze Welt gegen einen verschworen zu haben scheint. Hast Du einen Tipp, wie man solche Krisen überwinden kann?

Idealerweise setzt Du Dich hin und “meditierst” drüber. Du gehst in Dich und erforschst, warum genau es Dich nach etwas anderem als Rohkost gelüstet. So lernst Du Dich selbst nach und nach immer besser kennen. Oft entdeckst Du, dass es gar nicht wirklich ein bestimmtes Produkt ist, sondern eine Textur, ein Geschmack oder ein Gefühl, eine Erinnerung, die das Essen/Trinken dieses Produktes mit sich bringt.

Oft kannst Du einen Geschmack oder eine Textur imitieren. Gefühle und Erinnerungen sind eine andere Sache. Die lassen sich durchs Essen nur temporär wiederbringen bzw. unterdrücken. In dem Fall empfehle ich, sich auf die Gefühle einzulassen, und vielleicht eine (geführte) Meditation zum Thema zu machen oder Yogaübungen.

Als 3. Option kannst Du Deinen Gelüsten auch einfach nachgeben, und die Sachen richtig geniessen.

 

Die Veränderungen, die sich bei mir durch die Ernährungsumstellung ergeben haben, sind enorm. Sowohl psychisch als auch physisch hat sich mein Leben radikal verändert. Was hat sich bei Dir alles getan?

Das ist für mich schwer zu sagen, da ich mich zu Beginn meiner Rohkost schon ausserhalb meiner Komfortzone befand und nicht genau weiss, ob alles so gekommen wäre, hätte ich in Wien damit begonnen. Ich war in Australien und ohne soziales Auffangnetz. Ich machte davor schon Yoga, fing aber dann auch eine Yogalehrerausbildung an.

Ausserdem besuchte ich - nachdem ein guter Freund es mir seit Jahren empfohlen hatte - ein Persönlichkeits-Entwicklungs-Seminar, so ein Motivationsseminar, bei dem man am Ende das Gefühl hat, Bäume ausreissen zu können! Ich hatte davor schon immer wieder Ideen für neue Karrierewege, begann da dann aber auch, die ersten Schritte dazu zu tun.

 

Welche Geräte dürfen Deiner Meinung nach in keiner Rohkost-Küche fehlen?

Ein gutes Messer, ein Schneidebrett und ein Mixer.

 

Bereitest Du gerne ausgefallene Rohkost-Kreationen zu oder hältst Du es lieber einfach?

Für mich selbst sehr simpel - Smoothies, ganzes Obst oder Gemüse, vielleicht eine Suppe mit Crackern. Für andere gern ausgefallen, und für Rohtopia sowieso. Ein Grund warum ich Rohtopia angefangen habe war, dass ich dadurch selbst mehr experimentierte - und das macht mir großen Spaß!

 

Durch die Rohkost hat sich mein Genussempfinden gesteigert. Vorher habe ich schon gerne gegessen, aber jetzt genieße ich meine Speisen noch mehr! Was ist Dein absolutes Lieblingsgericht?

Oh das ist SO schwer zu sagen! Ich habe in meinen Youtube-Interviews auch immer alle danach gefragt und selbst weiß ich es nicht.

Mango. Ich LIEBE Mango. Als Eis, als Creme, als Frucht, mit Chili in einem Salat - oh ja!

 

Was ist Deine größte Inspirationsquelle? Welche Bücher, Personen, Blogs, Videos, etc. versorgen Dich stets mit Motivation?

Ich habe auf Facebook einige Seiten, die mich mit Inspiration füttern, allerdings sind die eher allgemein gehalten, z.B. Positively Positive oder Mind Body Green. Die meiste Inspiration kommt von meinen eigenen Ideen - und dann suche ich mir online meine Lösungen zusammen.

 

Auf Deinem Blog Rohtopia gibst Du Deine Erfahrungen in Sachen Rohkost-Ernährung weiter. Es ist echt toll zu sehen, wie die Zahl der Rohkost-Befürworter stetig steigt! Worum geht es auf Deinem Blog genau?

Danke! Rohtopia ist eine zweisprachige Plattform für ganzheitliches Lifestyle Design. Ursprünglich gab es einfach eine Menge Rohkostrezepte, nach und nach kommen jetzt auch natürliche Kosmetik, ökofreundliche Haushaltsideen und persönliche Weiterentwicklung und Meditation hinzu.

Warum? Weil ich überzeugt bin, dass Rohkost und gesunde Ernährung zwar sehr wichtig, aber nicht alles sind. Um sich wirklich rundum wohl zu fühlen, braucht es mehr - und die Inspirationen dazu gibt es auf Rohtopia.

 

Zu guter letzt meine Lieblingsfrage: Was ist die eine Sache, die eine große Rolle in Deinem Leben spielt, aber von den meisten Menschen unterschätzt wird? Auch unabhängig von der Ernährung. Also sozusagen Dein persönlicher Geheimtipp.

Klingt vielleicht super abgedroschen und Klischee aber: Gelassenheit. Sich selbst nicht zu ernst nehmen. Wenn wir uns alle von weit oben sehen würden, soweit, dass wir nicht mehr erkennen wer wer ist, dann würden wir das alles oft ganz anders empfinden.

 

Lisa, es war mir ein Vergnügen! Tausend Dank, dass Du Deine Erfahrungen mit uns geteilt hast. Ich wünsche Dir alles Gute für die Zukunft und viel Erfolg weiterhin mit Rohtopia!

Sehr gerne lieber Robert, mach weiter so!

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Und jetzt bist Du dran: wenn Dir gefallen hat, was Lisa so erzählt hat, schau mal auf ihrem Blog vorbei und verbinde Dich mit ihr auf Facebook oder Youtube.
Oder noch besser: teile diesen Artikel selbst auf Facebook. Dadurch können auch Deine Freunde in den Genuss kommen. Danke für Deine Unterstützung!

Robert

© Cover: Lisa Mattes (www.rohtopia.com)

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Die letzte Antwort ist schön! Tolle Frau! Sie hat verstanden, dass es nicht ums Selbstdisziplinieren geht, sondern darum, dem Körper das Richtige beizubringen.

Total!
Wenn ich mal wieder in meinen Machen-Machen-Machen-Modus hinein gerate, wirkt es oft Wunder, wenn ich mich einfach mal zurück lehne und mir sage, „es ist gut so, wie es ist“. Manchmal leichter gesagt als getan, aber ich arbeite dran. :)